Zum Hauptinhalt springen
Cornelia Hascher
11. Juni 2025
Zugriffe: 286
Auch ein archäologisches Puzzlespiel: Die Abschlussphase von „United by Crisis?“

Unser Projekt nähert sich immer mehr dem Ende. Die letzte Linie wurde abgegangen, die letzten Funde gewogen, vermessen, gezählt und datiert, die Ergebnisse der C14-Datierungen eingeholt und kartiert. Auch die chemischen Analysen sind schon weit gediehen. Das bereitet uns viel Freude!

Jetzt gilt es, all diese unterschiedlichen Erkenntnisse, die wir im Laufe der letzten drei Jahre gemeinsam mit vielen Citizen Scientists gesammelt haben, zusammenzubringen, zu interpretieren und vor allem zu Papier, bzw. in den Laptop zu bringen, damit sie dann in weiterer Folge in Fachjournalen publiziert werden. Dabei arbeiten die unterschiedlichen Projektteile eng zusammen und die Fäden werden vom gesamten Team verknüpft.

Während dieser Arbeiten stoßen wir immer wieder auf erfreuliche Überraschungen. Als Beispiel sei hier eine der sehr intensiv untersuchten Fundstellen innerhalb des Schletzer Siedlungsclusters hervorgehoben. Die Fundstelle wurde durch Herrn HR Hermann Schwammenhöfer erstmalig bekannt, der sie 1984 in den Fundberichten aus Österreich publizierte. Damals vermutete man hier noch zwei getrennte Siedlungen, östlich und westlich einer modernen Landstraße. Dies nahmen die LSNÖ zum Anlass, eine geomagnetische Untersuchung durch die Firma ARDIG zu beauftragen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich nicht um zwei getrennte frühneolithische Siedlungen handelt, sondern um eine sehr große Siedlung, die aus mehreren Reihen linearbandkeramischer Häuser besteht. Durch die Verknüpfung mit den Fundkoordinaten der im UBC-Projekt durchgeführten Line Walking-Surveys (Abb. 1) ist es uns nun sogar möglich, einzelne Häuser zu datieren und eine Abfolge der Siedlungstätigkeit zu erstellen. Und das alles ohne einen Spatenstich!

Aber nicht nur die Funde von den Feldern werden mit Koordinaten verknüpft. Um einen tieferen Einblick in die zeitliche Tiefe des Zentralorts von Asparn/Schletz zu bekommen haben wir ausgesuchte menschliche Individuen, die während der Ausgrabungen in Asparn/Schletz gefunden wurden, mittels C14-Methode datieren lassen. Durch die Messung des Anteils dieses Kohlenstoff-Isotops in den Knochen lässt sich bestimmen, wann die Person gestorben ist. Diese Ergebnisse liefern wiederum Hinweise, über welchen Zeitraum die Fundstelle in Asparn/Schletz besiedelt war oder zu welchem Zeitpunkt das vermutete Massaker stattgefunden haben könnte. Die Daten können aber auch dazu beitragen, Hausbefunde, Siedlungsgruben oder gar Siedlungsbereiche zu datieren. Dadurch erlangen wir ein tieferes Verständnis über die innere Besiedlungsabfolge von Asparn/Schletz.

Deshalb ist es für uns so wichtig zu wissen, wo genau innerhalb der Siedlung diese Skelette gefunden wurden. Diese Angaben müssen durch akribische und zeitaufwändige Recherchen aus den unterschiedlichen Grabungsdokumentationen, wie Fundlisten, Grabungsplänen oder Individuenlisten erhoben werden. Liegen alle Informationen bereit können wir die Lage der menschlichen Individuen mit einem geografischen Informationssystem – kurz „GIS“ – in einem digitalen Grabungsplan kartieren (Abb. 2).

Die erstellten Punkte verknüpfen wir daraufhin mit Datenbanken bzw. Listen, in denen alle Ergebnisse der C14-Datierungen, Strontium-Isotopen- und aDNA-Analysen eingetragen sind. Durch diese Verknüpfung ist es möglich, die Punkte über unterschiedliche Eigenschaften zu visualisieren und dabei mögliche Verteilungsmuster zu erkennen (Abb. 3).

Die kommenden Ergebnisse der Kartierungen versprechen spannende Einblicke und tragen dazu bei, unser Verständnis der frühneolithischen Siedlung Asparn/Schletz weiter zu vertiefen.