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Am Fluss der Geschichte. Tagung der CE Theoretical Archaeology Group in Bratislava

November 09, 2023
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Am Fluss der Geschichte. Tagung der CE Theoretical Archaeology Group in Bratislava

Die Tagung CE TAG (Central European Theoretical Archaeology Group) in Bratislava vom 9. bis 10. November zum Thema The Role of Rivers: Frontiers, mobility corridors, or central place ecosystems bot eine internationale Plattform für Forscherinnen und Forscher, über ihre neuesten Erkenntnisse zu diskutieren. Julia Längauer präsentierte dort für das Projekt „United by Crisis?“ einen Vortrag über die Rolle der Flüsse des nördlichen Weinviertels und ihren wortwörtlichen Einfluss auf die Siedlungsdynamik der Linearbandkeramik vor 7000 Jahren.

Flüsse als Lebensadern und Handelsrouten
Flüsse dienten nicht nur als lebensnotwendige Wasserquellen, sondern auch als Handels und Kontaktrouten. In einer Zeit, in der der Handel begann, eine zunehmend wichtige Rolle in der Gesellschaft zu spielen, entwickelten sich Flüsse zu immer mehr genutzten Verbindungen zwischen den Siedlungen, auch aus weit entfernten Gebieten, wie der Region um den Balaton. Die Bewohner des nördlichen Weinviertels nutzten die Wasserwege der Region, um Handel zu treiben und Ressourcen auszutauschen. Dieser Zugang zu Handelsgütern aus anderen Regionen ermöglichte eine Art frühe wirtschaftliche Blüte, die sich im Fundgut mit Hilfe von Importen nachweisen lässt.

Flüsse als Ressourcenlieferanten
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Funktion der Flüsse als lokale Ressourcenlieferanten. Die Menschen vor 7000 Jahren waren stark von den natürlichen Ressourcen abhängig, und die Flüsse boten nicht nur fruchtbares Land für die Landwirtschaft, sondern auch eine reiche Vielfalt an Fischen und anderen natürlichen Gütern, wie Fellen von Bibern und sogar Flussmuscheln, die in der Linearbandkeramik nicht nur als Nahrungsmittel dienten, sondern auch als Aufbewahrungsbox für Zundermaterialen zum Feuermachen. Hinweise auf diese Zunderboxen finden sich in Linearbandkeramischen Gräbern, wo Feuerstein zusammen mit Pyrit und Schalen der Flussmuscheln gefunden wurden. Die Flüsse waren somit nicht nur Transportwege, sondern auch lebenswichtige Quellen für die lokale Wirtschaft.

Natürliche Grenzen und Siedlungscluster
Interessanterweise dienten die Flüsse möglicherweise auch als natürliche Grenzen und könnten so die Abgrenzungen zu benachbarten Siedlungsclustern gebildet haben. Die Bewohner des nördlichen Weinviertels erkannten die strategische Bedeutung der Flüsse und Bäche als Landmarken zur Grenzsetzung, was zur Bildung von Siedlungskammern in engem Zusammenhang mit diesen natürlichen Grenzen beitrug.

Linearbandkeramik und die Entwicklung eines Zentralortes entlang der Zaya
Kernpunkt des Vortrags war die Entwicklung des linearbandkermischen Zentralorts von Asparn/Schletz am Fluss Zaya. Obwohl die Zaya heute nicht mehr viel Wasser führt, war sie im Neolithikum aufgrund der damaligen feuchteren klimatischen Gegebenheiten wahrscheinlich deutlich wasserführender und ein größerer Fluss. Über die March und die Donau ermöglichte die Zaya, Kontakt zu anderen Regionen aufrecht zu erhalten, was sich, wie oben erwähnt, auch im Fundgut niederschlägt. Die Menschen dieser Zeit schufen einen Siedlungsknotenpunkt, der nicht nur aufgrund seiner geografischen Vorteile, sondern auch aufgrund der direkten Verbindung zum Fluss florierte. Dieser Zentralort wurde zum Herzstück und Ausgangspunkt kultureller und wirtschaftlicher Aktivitäten, was die Bedeutung der Flüsse in der Entwicklung von Gemeinschaften betonte.

Fazit
Flüsse und Bäche waren in der LBK weit mehr als einfache Wasserquellen. Sie waren die Lebensadern, Handelsrouten, Ressourcenlieferanten und natürlichen Grenzen, die die Entwicklung der Siedlungslandschaft des nördlichen Weinviertels vor 7000 Jahren maßgeblich beeinflussten. Diese Erkenntnisse unterstreichen die geschickte Nutzung der natürlichen Gegebenheiten für den Aufbau der erste Ackerbau und Viehzucht betreibenden Gemeinschaften auf österreichischem Boden.