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Fight or Flight – eine spannende Fachtagung in Berlin

Mai 17, 2024
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Fight or Flight – eine spannende Fachtagung in Berlin

Vom 24. bis 25. April 2024 fand die international besetzte Fachtagung „Fight or Flight – the Archaeology of Space, Mobility and Violence“ statt, finanziert durch das Berliner Antike-Kolleg in Berlin.

Kernthema der Tagung waren Möglichkeiten, Konflikte zu vermeiden und wie wir als Wissenschafter:Innen diese Strategien im archäologischen Kontext fassen und interpretieren können. Dabei wurde ein Zeitraum vom Frühneolithikum, über die späte Bronzezeit und Eisenzeit bis hin zu aktuelleren Ereignissen in Lampedusa und Tel Aviv abgedeckt.

Franz Pieler und Julia Längauer hielten dort zwei Vorträge, die sich mit den möglichen Konfliktvermeidungsstrategien der linearbandkeramischen Siedlung von Asparn/Schletz beschäftigten. Auch wenn all diese Strategien letztendlich nicht mit Erfolg gekrönt waren und die Siedlung mutmaßlich einem Massaker zum Opfer fiel, sollten die mindestens 300 Jahre, in denen sich die Siedlung vor dem Massaker erfolgreich zu einem der zentralen Orte des nördlichen Weinviertels entwickelte, nicht übersehen werden.

In diesen mindestens 300 Jahren entwickelten die Bewohner:Innen des Ortes unterschiedliche Strategien um entweder Konflikte im Vorhinein zu vermeiden, oder abwehren zu können.

Zum einen gibt es für die Linearbandkeramik mit der Analyse von Strontiumisotopen und seit neuerem auch durch die aDNA-Analyse zwei Möglichkeiten, Mobilität und Verwandtschaftsgrade von Menschen zu bestimmen. Dass Töchter von Herrscherfamilien im Rahmen der Heiratspolitik in der Friedenssicherung und der Vermeidung von Konflikten eine wichtige Rolle spielten, wissen wir nicht erst seit den Habsburgern. Bei diesen Untersuchungen zeigt sich, dass Frauen in vielen Fällen wohl mobiler waren als Männer, man spricht von weiblicher Exogamie im Gegensatz zur Patrilokalität. Diese Mobilität der Frauen war eine Möglichkeit, Handelsbeziehungen über weite Strecke zu sichern, den Frieden zu wahren und einen generellen Austausch zu gewährleisten – es ist anzunehmen, dass auch in Asparn/Schletz ähnliche Strategien genutzt wurden.

Gleichzeitig zeigen neuere Untersuchungen, dass die Gräben, die die Siedlung von Asparn/Schletz umgeben, mehrmals umgebaut wurden und mehrmalige Anzeichen von Neuaushebung, Zwischennutzung und Verfall zeigen. Es scheint, als wären diese Gräben immer wieder bei Bedarf ausgehoben zu worden, um die Siedlung und die Menschen vor Angreifern zu schützen. Dazu wird in Kürze auch ein Fachartikel publiziert werden, deswegen sei hier noch nicht zu viel verraten.

Während der Tagung wurde Julia Längauer von unserer Berliner „Blog-Kollegin“ Viktoria Heinemann, die für das Berliner Antike Kolleg bloggt, interviewt. Sobal der Artikel online ist, reichen wir den Link nach. Derweil finden sich vielleicht auch so schon interessante Beiträge auf: https://bab.hypotheses.org/

Beide Vorträge zusammen decken einen wichtigen Teil unseres Projekts „United by Crisis?“ ab. Haben die Beziehungen, die vielleicht auch durch geschickte Heiratspolitik geknüpft wurden, nicht mehr ausgereicht, um die Siedlung zu schützen? Kam es zu wiederkehrenden Konflikten mit anderen Gruppen? Diese spannenden Fragen wurden von uns im Rahmen der Tagung andiskutiert und werden uns auch im Projekt noch weiter begleiten.